Wie sollten Verwaltungsräte auf die Bedrohung durch Klimarisiken reagieren?

Als COVID-19 über den Globus hinwegfegte, wurde den Behörden auf ernüchternde Weise vor Augen geführt, dass eine Krise jeden Moment eintreten kann. Die weltweite Pandemie traf die Unternehmen schnell und ohne Vorwarnung, so dass sie mit ihren Krisenreaktionen überfordert waren. COVID-19 ist jedoch nicht die einzige Bedrohung, der Unternehmen ausgesetzt sind. Klimarisiken sind der Alltag.

Wie sollten Unternehmensvorstände auf das Klimarisiko reagieren?

Die Bedrohung durch den Klimawandel ist seit Jahrzehnten auf dem Radar, wurde aber bis vor kurzem als Priorität vernachlässigt. Laut dem Global Risk Report 2020 gehört der Klimawandel zu den fünf größten Bedrohungen des kommenden Jahrzehnts. Laut PwC geben jedoch nur „51 % der Direktoren an, dass ihre Vorstände ein gutes Verständnis dafür haben, wie sich ESG-Themen wie der Klimawandel auf das Unternehmen auswirken.“

Die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und Chancen sind sehr komplex und unvorhersehbar. Es handelt sich um ein Thema, das häufig neu bewertet werden muss, je nach den sich ändernden Variablen wie bahnbrechenden Technologien und sich entwickelnden Vorschriften. Aus diesen Gründen ist es von entscheidender Bedeutung, dass Vorstände und leitende Angestellte in ihren Reaktionen aktiv bleiben.

Vorstände sollten eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie Unternehmen mit ernsten Problemen wie dem Klimawandel umgehen. Dennoch sind viele Verwaltungsratsmitglieder unsicher und zögern sogar, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten. Während die Forderung nach klimabezogener Offenlegung immer mehr erwartet wird, müssen die Aufsichtsräte auch eine wesentliche Rolle dabei spielen, wie Unternehmen auf die wachsende Bedrohung durch den Klimawandel reagieren.

Im Folgenden werden Wege aufgezeigt, wie Vorstände dem Klimarisiko begegnen und Veränderungen auf Organisationsebene anregen können.

„Als Wirtschaftsführer spielen wir eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung von Transparenz in Bezug auf klimabezogene Risiken und Chancen, und ich ermutige zu gemeinsamen Anstrengungen zur Verbesserung der Klimagovernance und der Offenlegung in allen Sektoren und Regionen“.

-Bob Moritz, Global Chairman, PwC

Förderung des Bewusstseins für den Klimawandel im Vorstand

Um fundierte Entscheidungen über das Klimarisiko treffen zu können, müssen die Vorstände über ein ausreichendes Hintergrundwissen und Verständnis für klimarelevante Themen verfügen. Laut einer von PwC durchgeführten Umfrage gaben weniger als die Hälfte (47 %) von 550 Führungskräften an, dass ihre Vorstände über ein gutes Verständnis für dieses Thema verfügen.

Auch wenn es vielleicht nicht realistisch ist, Fachexperten im Vorstand zu haben, sollte doch ein grundlegendes Verständnis für klimabezogene Fragen vorhanden sein. Dieses Wissen ist notwendig, um den klimabezogenen Wandel innerhalb des Gremiums effektiv integrieren zu können.

Bei komplexeren umweltrelevanten Angelegenheiten wird dringend empfohlen, die Hilfe von Experten in Anspruch zu nehmen.

Verwaltungsräte müssen die richtigen Fragen zum Klimawandel stellen

Klimaerwägungen müssen bei allen Entscheidungen des Verwaltungsrats eine Rolle spielen. Darüber hinaus müssen die Verwaltungsratsmitglieder den Druck auf ihre Unternehmen erhöhen, damit diese deutlichere Schritte in Bezug auf den Klimawandel unternehmen, z. B. durch die Festlegung strenger Emissionsreduktionsziele.

Dazu gehört auch, die richtigen Fragen zu stellen und einen offenen Dialog über Klimarisiken zu führen. Diese Fragen können u. a. lauten:

  • Welches sind die konkretesten klimabedingten Risiken, mit denen das Unternehmen derzeit konfrontiert ist, und welche Schritte werden unternommen, um sie zu verringern?
  • Wie bewertet das Management künftige Klimarisiken und welche Rolle spielen sie für die langfristige Strategie und Entscheidungsfindung?
  • Wie legt das Unternehmen derzeit klimabezogene Risiken offen?
  • Wie steht es um die Klimainitiativen des Unternehmens? Wie bereitet es sich auf die erhöhten Offenlegungspflichten vor?

Indem sie das richtige Gespräch beginnen, können die Vorstände der Geschäftsleitung deutlich machen, dass die Schaffung eines gut informierten und strategischen Ansatzes zum Klimawandel ganz oben auf der Tagesordnung steht.

Auf welche klimabedingten Risiken sollten sich Verwaltungsräte konzentrieren?

Einem Bericht der Institutional Investors Group on Climate Change zufolge sollten Vorstände bei der Entwicklung ihrer strategischen Reaktion auf den Klimawandel die folgenden Risiken berücksichtigen:

  • Verschärfte Verpflichtungen zur Emissionsberichterstattung
  • Zunehmende staatliche Regulierung
  • Risiko von Rechtsstreitigkeiten
  • Sich verändernde Einstellungen und Vorlieben der Kunden
  • Zunehmender Druck und wachsende Kontrolle durch die Interessengruppen
  • Physikalische Risiken wie extreme Wetterereignisse, steigende Meeresspiegel und höhere Durchschnittstemperaturen.

Je nach Unternehmen und Branche können einige dieser Risiken wichtiger sein als andere. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Gremien eine Lückenanalyse ihrer strategischen Reaktion und Planung durchführen.

Neben dem Klimarisikomanagement ist es auch wichtig, dass Vorstände in der Lage sind, klimabezogene Chancen zu erkennen und zu nutzen. Dazu können die Einführung neuer Technologien, unterstützende politische Anreize, der Zugang zu neuen Märkten und vieles mehr gehören.

kurzfristige vs. langfristige Klimarisikostrategie

Angesichts des zunehmenden Drucks der Aktionäre und der strengeren Vorschriften beginnen die Vorstände, Maßnahmen zu ergreifen. Laut Deloitte sind die meisten dieser Maßnahmen jedoch nur kurzfristig. Während die Belohnung und sofortige Befriedigung durch kurzfristige Veränderungen verlockend sind, ist eine langfristige Sichtweise für Unternehmen, die das Risiko des Klimawandels wirklich mindern wollen, unerlässlich.

„Die folgenden Schritte können Unternehmen dabei helfen, den Klimawandel in den Griff zu bekommen:

  • die Risiken zu verstehen, die der Klimawandel für das Unternehmen darstellt, und die Chancen zu erkennen, die darin liegen können, Teil der Lösung zu werden
  • das Ausmaß der erforderlichen Emissionssenkungen und die wichtigsten Hebel zu deren Erreichung zu bewerten
  • Wie hoch sind die Kosten für die Emissionsminderung und die Anpassungsmaßnahmen?
  • die Risiken und Chancen des Klimawandels in der Governance-Struktur zu verankern, um einen strategischen, messbaren Ansatz zu gewährleisten“.

Quelle: Deloitte

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Management des Klimarisikos schnell zu einer der wichtigsten Aufgaben des Vorstands geworden ist. Dazu gehört die Überwachung der Offenlegung von Klimarisiken, aber auch die Identifizierung und gezielte Bekämpfung dieser sich schnell entwickelnden Bedrohungen.